Aus der Geschichte des Handharmonika-Clubs Kuppingen

Man schreibt das Jahr 1955. An einem Sonntagnachmittag im Frühjahr hat sich eine Handvoll Interessenten im Nebenzimmer des Gasthauses „Hirsch“ in Kuppingen eingefunden, um den Handharmonika-Club ins Leben zu rufen.

Es waren anwesend:  Fritz Baitinger sen., Heinz Bessey, Konrad Boy, Ewald Gfrörer, Rosemarie Kappler, Hans Keuler, Fritz Lohrer, Lydia Seeger, Heinz Sindlinger, Elfriede Weik, Heinz Wellhäuser, Theo Wellhäuser, Alfred Schächtele sowie der als Dirigent vorgesehene Heini Schäfer aus Gärtringen und Bürgermeister Karl Bissinger.

Hans Keuler, der selbst aktiver Spieler war, wurde zunächst kommissarisch als Vorsitzender eingesetzt. Konrad Boy übernahm die Kassengeschäfte und Rosemarie Kappler die Führung des Protokolls. Auf die Bekanntmachung in der Gemeinde haben sich 17 Jugendliche gemeldet, um die Kunst des Spiels auf der Handharmonika zu erlernen.

 

Am 1.6.1955 kamen diese Mädchen und Jungen im Übungslokal im Gasthaus „Hirsch“ zusammen, um mit ihrem Dirigenten Heini Schäfer Volksmusik zu treiben. In einer internen Mitgliederversammlung im Frühjahr 1956 wurde beschlossen, ein Konzert durchzuführen, wobei der junge Handharmonika-Club zum ersten Mal mit seinen Leistungen an die Öffentlichkeit treten solle, und ferner, um neue Freunde und Gönner für das Akkordeon zu gewinnen. Das im überfüllten Hirschsaal veranstaltete Werbekonzert war ein voller Erfolg. Als Gäste wirkten 20 Aktive vom Spielring Böblingen mit.

 

Die erste offizielle Mitgliederversammlung fand am 28.10.1956 statt. Im Mittelpunkt stand die Beratung der von Bürgermeister Bissinger entworfenen Vereinssatzung, die einstimmig angenommen wurde. Der Verein wird sich ab sofort „Handharmonika-Club Kuppingen e.V.“ nennen. Seine Aufgabe ist es, die Haus- und Volksmusik zu pflegen und zu fördern. Außerdem wird er sich dem Deutschen Harmonikaverband Trossingen anschließen. Der monatliche Mitgliedbeitrag wurde auf 4,-- DM festgesetzt. Die Vereinsführung wurde auf drei Jahre gewählt und setzte sich wie folgt zusammen:

 

1. Vorsitzender: Hermann Weik
Stellv. Vorsitzender:  Ernst Laubert
Kassier: Lydia Seeger
Schriftführer: Rosemarie Kappler
Ausschuss: Christian Seeger sen., Albert Lohrer sen., Hans Keuler, Erwin Fischer
Vereinsdiener: Elfriede Weik

 

Dank wurde dem Initiator Hans Keuler gesagt, der kommissarisch den Verein geführt hat und künftig nur noch als Vertreter der aktiven Spieler im Ausschuss tätig sein wird. Die Mitgliederzahl betrug 20 Aktive und 10 Passive. Das Konzert brachte nicht nur musikalischen Erfolg, sondern frischte auch die Kasse auf. Es war deshalb möglich, ein Bassinstrument anzuschaffen.

 

Das Jahr 1959 wird wohl ein besonderer Markstein in der Geschichte des Vereins bleiben. In einer kurzfristig einberufenen Ausschusssitzung befasste sich der Vorstand mit der Auflösung des Vereins. Grund hierfür war das Ausscheiden einiger Spieler wegen Heirat oder aus beruflichen Gründen, so dass das Orchester nur noch aus 5 Spielern bestand. Nach längerer Diskussion und Aufzeigen verschiedener Möglichkeiten, wobei sich besonders Hans Keuler für das Weiterbestehen des Vereins einsetzte, wurde beschlossen, den Verein nicht aufzulösen. Jeder einzelne verpflichtete sich, aktive Spieler zu werben, damit in Kürze die Proben wieder aufgenommen werden können. Zur Stärkung der Kasse wurde der Beitrag von 4,-- DM auf 6,-- DM erhöht. Als Nachfolgerin der ausscheidenden Kassiererin Lydia Seeger, die sich verheiratete, ist deren Schwester Gretel getreten und an Stelle der Schriftführerin Rosemarie Kappler ist Peter Schurr bestellt worden.

 

Im Laufe der nächsten Monate wurden die Anstrengungen belohnt. Bis Ende Oktober 1959 konnten 6 neue Spieler gewonnen werden, so dass Dirigent Schäfer die Proben wieder aufnehmen konnte.

Es waren dies: Hans Keuler, Peter Schurr, Erika und Gretel Seeger, Wolfgang und Bärbel Hetzinger, Werner Wolf, Stefan Wurst, Toni Schill und Herbert Häcker.

 

Die Krise ist damit nochmals überwunden worden. Auch der Mitgliedsbeitrag wurde im Hinblick auf die Werbung neuer, insbesondere passiver Mitglieder, wieder auf 4,-- DM/Monat reduziert.

 

Am 30.10.1960 veranstaltete der HCK einen großen bunten Abend im Hirschsaal unter Mitwirkung des 1. Orchesters des Spielrings Böblingen und dem vom Rundfunk bekannten Humoristen Oskar Müller. Leider war der Saal viel zu klein, um alle Besucher unterbringen zu können. Lebhafter Beifall belohnte die Spieler, Solisten und den Dirigenten. Der Reingewinn betrug 55,-- DM und vier neue Mitglieder konnten aufgenommen werden.

 

Bei der Generalversammlung am 6.1.1961 hat Vorstand Hermann Weik sein Amt aus beruflichen Gründen zur Verfügung gestellt. Als Nachfolger wurde Hans Keuler, der den Verein mitbegründete und 1955/56 bereits als Vorsitzender tätig war, gewählt. Außerdem wurde dem Beitritt zum „Deutschen Harmonika-Verband“ zugestimmt. Mitgliederzahlen aus jenen Tagen: 20 Aktive, 22 Passive.

 

Zwei Ereignisse beherrschten 1961 das örtliche Leben: die Einweihung der Turn- und Festhalle am 6. Mai und die 1000-Jahr-Feier der Gemeinde vom 14. bis 23. Juli. Bei beiden Veranstaltungen wirkte der HCK mit.

 

Durch den weiteren Zugang von jugendlichen Spielern konnte ein Orchester für 10- bis 14jährige gebildet werden. Das Übungslokal im Gasthaus „Hirsch“ war nicht mehr ausreichend. In der Gemeindehalle stand den örtlichen Vereinen unentgeltlich ein Raum zur Verfügung, so dass ab Mai 1961 dort die Musikstunden abgehalten wurden.

 

Das Jahr 1962 klang aus mit einem wohlgelungenen Herbstkonzert im Hirschsaal, wobei das Jugendorchester, bestehend aus 10 Spielern, sein Debüt gab.

 

Bei der Generalversammlung am 26.1.1963 im Gasthaus zur „Krone“ konnte Kassier Werner Wolf erstmals von einer erfreulichen Kassenlage berichten. Der Mitgliederstand hatte sich auch positiv entwickelt. 21 Aktive und 29 Passive gehörten damals dem Verein an.

Nachdem die Werbung neuer Mitglieder konsequent fortgesetzt worden war, konnten nicht nur aus Kuppingen, sondern auch aus Herrenberg, Affstätt, Oberjesingen und Haslach Spieler gewonnen werden. Dirigent Heini Schäfer war sicher ausgelastet mit dem I. Orchester, einem Jugendorchester und neuerdings einer Jugendgruppe – insgesamt 32 Aktive. Zur Verfeinerung des Klangkörpers ist ein Elektronium beschafft worden. Zur Aufbewahrung von Noten und sonstiger vereinseigener Gegenstände wurde ein Geräteschrank gekauft.

 

Auch 1964 veranstaltete der HCK ein Konzert, diesmal zusammen mit der Kuppinger Blaskapelle, dirigiert von Karl Fink. Die Fortgeschrittenen- und Jugendorchester ernteten viel Beifall, ebenso die Soli von Margarete Seeger und Ruth Löhmann. Für diesen Abend hatte man Werner Preuß vom Süddeutschen Rundfunk als Ansager und das Mundharmonika-Trio Conzelmann engagiert. Bürgermeister Bissinger gratulierte dem Jubilar. Er erinnerte an die Gründung und den schwierigen Aufbau des Vereins in den vergangenen Jahren. Besonderer Dank wurde dem Dirigenten Heini Schäfer ausgesprochen für die Betreuung und den Aufbau der Orchester, die er zu einer beachtlichen Leistungssteigerung geführt hat.

 

Erstmals in der Geschichte des Vereins nahm das I. Orchester im Mai 1966 an einem Wertungsspiel des Bezirks Würm-Nagold in Ebhausen teil. Mit dem Stück „Märchen-Sinfonietta“ von R. Würthner erhielten die Aktiven in der Hauptstufe die Note „sehr gut“ und belegten den dritten Platz.

 

In der Generalversammlung vom 11.2.1968 wurde der Beschaffung eines weiteren Bassinstruments zugestimmt. Erfreulich war der Mitgliederstand, der sich auf 37 Aktive und 42 Passive erhöht hatte.

 

Am 26.3.1968 verstarb, für alle überraschend, Kassier und langjähriges Mitglied Werner Wolf im Alter von erst 27 Jahren. Der Verein verlor in ihm einen treuen und pflichtbewussten Kameraden.

 

Seine erste Konzertreise startete das I. Orchester am Samstag, 15.10.1968, zum Akkordeon-Club Gögglingen bei Ulm. In der vollbesetzten Turn- und Festhalle Steinberg veranstaltete der gastgebende Club ein Konzert, das vom Kuppinger Orchester mitgestaltet und mit großem Beifall bedacht wurde.

 

In der Generalversammlung vom 29.2.1969 im Gasthaus „Lamm“ bat Hans Keuler, ihn vom Ehrenamt des Vorsitzenden aus beruflichen Gründen zu entbinden. Nach dem Dank für seine 8-jährige Tätigkeit wurde folgender Vorstand auf 3 Jahre gewählt:

1. Vorsitzender: Herbert Häcker; Stellvertreter: Hans Keuler; Schriftführer: Gerhard Hämmerle; Kassier: Franz Koger; Kassenprüfer: Reinhold Wanner, Reinhold Wurster;

Ausschuss: Reinhold Wanner, Reinhold Wurster, Ernst Laubert, Eugen Fischer, Walter Weimar; Notenwart: Hans Roller.

 

Am 4.10.1969 veranstaltete der HCK zusammen mit dem Gastverein aus Gögglingen ein Herbstkonzert in der Gemeindehalle. Die Besucher erlebten ein ausgezeichnetes Gemeinschaftskonzert, das nicht nur eine musikalische Demonstration war, sondern auch dazu diente, die interne und persönliche Freundschaft der beiden Vereine und deren Mitglieder zu vertiefen.

 

Erwähnenswert ist der Erfolg der beiden Spielerinnen Rosemarie Bahlinger und Ingrid Fischer, die beim Jugendwettbewerb in Ehningen Bezirksmeister wurden und damit am Landesentscheid teilnahmen.

 

Beim 16. Harmonika-Bezirkstreffen am 18.10.1970 in Holzgerlingen erspielte sich das Jugendorchester in der Hauptstufe mit dem Wertungsstück „Festliche Ouvertüre“ von A.Holzschuh die Note „gut“, das I. Orchester ebenfalls in der Hauptstufe mit dem Stück „Ouvertüre in C“ von R.Würthner die Note „sehr gut“.

 

Anlässlich seines 15jährigen Bestehens führte der Verein in der Gemeindehalle ein Frühjahrskonzert durch, das wieder sehr gut besucht und ein voller Erfolg war. Das aus 16 Jugendlichen bestehende II. Orchester erhielt für seine Vorträge viel Beifall, ebenso das I. Orchester. Bürgermeister Bissinger, der die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte, betonte, dass der Handharmonika-Club im kulturellen Leben der Gemeinde einen wichtigen Platz einnehme.

 

Am 17.7.1972 verunglückten bei einem Verkehrsunfall Kassier Franz Koger, seine Frau und Tochter Regina, die selbst aktives Mitglied war, tödlich.

 

Anlässlich des Wertungsspiels am 8.10.1972 in Leonberg-Eltingen errang das

1. Orchester in der Senioren-Hauptstufe mit dem Stück „Märchen-Sinfonietta“ von R.Würthner den 2. Platz mit der Note „sehr gut“.

Am 12.7.1973 verstarb Erwin Lachenmann, langjähriges passives Mitglied.

 

Inzwischen hatte sich der Mitgliederstand auf 67 Aktive und 65 Passive erhöht. Eine erfreuliche Entwicklung, die dem Dirigenten Heini Schäfer mehr Arbeit brachte, sich jedoch auch recht positiv auf den Kassenbestand auswirkte. Auch die erste Altmaterialsammlung im Juni 1974 hat sich, trotz Dauerregens, gelohnt.

 

Neu in der Vereinsgeschichte war die Veranstaltung eines Waldfestes beim Sportplatz am 15.9.1974. Bei herrlichem Wetter sorgte das I. Orchester für die musikalische Unterhaltung, viele andere dienstbare Geister des Vereins kümmerten sich um das Wohl der Gäste. Das Fußballspiel gegen den Gesangverein gewann die Elf des Clubs.

 

Zum Abschluss des Jahres veranstaltete der HCK am 16.11.1974 ein Herbstkonzert in der Gemeindehalle Sulz a. Eck. Anlass dafür war der Umstand, dass schon seit vielen Jahren Spieler aus Sulz im Orchester mitwirkten. Jugend- und I. Orchester spielten schwungvoll auf und begeisterten die dankbaren Zuhörer. Auch Angelika Dengler und Renate Mayer erhielten viel Beifall für ihren Vortrag „Zirkus Renz“.

 

Im Jahre 1975 gab es wieder einen Wechsel in der Vorstandschaft. Herbert Häcker, der sechs Jahre lang den Verein geführt hatte, gab aus beruflichen Gründen sein Amt ab an Helmut Nüßle, zum Stellvertreter ist Hans Roller gewählt worden. Im Mittelpunkt dieses Jahres stand der 20. Geburtstag des HCK, der mit einem Jubiläumskonzert am 3. Mai in der Gemeindehalle gefeiert wurde. Das 

II. Jugendorchester mit 13 Spielern im Alter von 9 bis 12 Jahren, das

 I. Jugendorchester mit 30 Spielern zwischen 11 und 15 Jahren und das I. Orchester ernteten viel Beifall für den bunten Melodienreigen. Dirigent Heini Schäfer wurde, wie auch die Gründungsmitglieder Franziska Boy, Lydia Hebold, Julie Neuffer, Karl Bissinger, Erwin Fischer, Hans Keuler und Ernst Laubert mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Auch das Frühschoppenkonzert am Sonntag, 4. Mai, in der Gemeindehalle war gut besucht. Zusammen mit Spielern aus den Nachbarvereinen Hildrizhausen und Unterjettingen war es für die Anwesenden ein besonderer Leckerbissen, alle drei Orchester gemeinsam zu hören.

 

Am 6. Mai 1976 verstarb nach schwerer Krankheit Ernst Laubert, der den Verein mitbegründete und als 2. Vorstand und Ausschussmitglied sehr engagiert war.

 

Auf Anregung der Vorstandschaft sollen künftig Jugendfreizeiten durchgeführt werden. Sie wollen dazu beitragen, die Kameradschaft und den Zusammenhalt der Jugendlichen bei Musik, Spiel und Wandern zu stärken. Mit Unterstützung der Eltern fand vom 5. bis 7.6.1976 das erste Zeltlager auf dem Gültlinger Kapf statt. Der Anklang bei den Jugendlichen war so groß, dass weitere Zeltlager durchgeführt wurden, und zwar vom 17. bis 19.6.1977 beim Affstätter Sportplatz, vom 16. bis 18.6.1978 und vom 2. bis 4.6.1979 auf dem Gelände der Eisberg-Kaserne bei Nagold.

 

Das I. Orchester beteiligte sich am 28.5.1977 an den Wertungsspielen beim Landestreffen in Trossingen. Mit der „Russischen Fantasie“ von Jörg Draeger durfte der Club für seinen Einsatz eine Anerkennung mit Pokal entgegennehmen.

 

Nachdem die Satzung von 1957 nicht mehr den Erfordernissen entsprach, wurde sie in der Generalversammlung vom 26.2.1978 neu gefasst und einstimmig verabschiedet. Durch den enormen Zuwachs von jugendlichen Spielern, die in zwei Gruppen unterrichtet werden, war zur Entlastung des Dirigenten eine weitere Lehrkraft notwendig. Hierfür hat sich Frau Bärbel Faller zur Verfügung gestellt, die seit Januar 1979 für die Anfänger mitverantwortlich ist.

 

Das waren die ersten 25-Jahre des Handharmonikaclub Kuppingen , die trotz anfänglich auftretender Krisen gut überstanden wurden. Bei einem Mitgliederstand von 74 Aktiven und 115 Passiven zum 1.1.1980 brauchte man um die Existenz nicht mehr zu bangen. Durch die Frühjahrs- und Herbstkonzerte, die, wie auch die Waldfeste, schon zur Tradition geworden sind, die Weihnachtsfeiern, zusammen mit dem Radfahrerverein „Adler“, die Teilnahme und den Besuch von Jubiläums- und Gartenfesten sowie sonstigen Konzerten bei den Nachbarvereinen, ist die Akkordeonmusik aus dem örtlichen Leben nicht mehr wegzudenken. So hat der Handharmonika-Club im Laufe dieses Vierteljahrhunderts mit seiner Musik viele begeistert und sich in die Herzen der Einwohnerschaft gespielt.

 

Die nächsten Jahre bis zum 50. Jubiläum